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Episode 93: Notfall oder Krise? – Shownotes

Wortklauberei oder wichtiger Unterschied?

Sind Notfallmanagement und Krisenmanagement wirklich Synonyme? Auch wenn ernst zu nehmende Literatur das behauptet: Ich bin anderer Meinung. Man kann eine klare Unterscheidung zwischen Notfall und Krise treffen. Notfälle können operativ nach vorbereiteten Ablaufplänen bewältigt werden, während auf Krisen (die nach disruptiven Ereignissen eine akute Existenzgefährdung bedeuten) auf strategischer Ebene reagiert werden muss und diese nicht nach einem vorbereiteten „Drehbuch“ bewältigt werden können. Und zwar deshalb, weil das auslösende Ereignis entweder wirklich nicht vorhersehbar war oder man sich schlicht und ergreifend nicht ausreichend vorbereitet hat.

Schon alleine deshalb wird die Unterscheidung oft nicht gerne getroffen – denn damit transportiert man ja letztendlich auch das Ausmaß der eigenen Vorbereitungen. Nur unterscheiden sich eben die Instrumente des Notfall- und des Krisenmanagements. Mit einer wesentlichen Ausnahme: Die Werkzeuge der leitenden Person(en) – konkret: Führungsverfahren und Führungsgrundsätze – sind ident. Ansonsten wendet man im Notfallmanagement vorbereitete Checklisten an, die einem konkrete Bewältigungsschritte vorgeben. Im Krisenmanagement dagegen wendet man Verfahren an, mittels derer konkrete Bewältigungsschritte ad hoc entwickelt werden können.

Das bedeutet letztendlich aber auch, dass Krisenmanager*innen eigentlich noch umfangreicher ausgebildet, trainiert und erfahren sein sollten als Notfallmanager*innen. Was leider oft nicht der Realität entspricht: Viele Notfallmanager*innen werden aufgrund ihrer Alltagsposition intensiv vorbereitet und können dann ihre Aufgabe gut wahrnehmen. Bei Krisenmanager*innen schaut das leider oft anders aus. Da wird mitunter davon ausgegangen, dass aufgrund ihrer „Alltagsposition“ die Bewältigung von Krisen automatisch auch beherrscht wird. Was aber nicht unbedingt stimmt. Daher meine dringende Empfehlung: Krisenmanager*innen müssen im Grunde mindestens so kompetent sein wie Notfallmanager*innen.

Und noch etwas tritt im Zusammenhang mit der möglichen Unterscheidung der beiden Begriffe immer wieder auf: Die Angst vieler CEOs vor möglichen Auswirkungen des Wortes „Krise“. Man möchte es um jeden Preis vermeiden und spricht deshalb prinzipiell nur von Notfällen. Nur: Dann muss man halt auch ein wenig kreativ sein. Notfall und Krise stellen nun einmal unterschiedliche Anforderungen an das Management. Wenn ich dann das Wort „Krise“ unbedingt vermeiden will, dann kann ich ja von „operativem Notfall“ und „strategischem Notfall“ sprechen. Wie auch immer: Wichtig ist, dass in der internen und externen Kommunikation Klarheit über Situation und Vorgehensweise herrscht. Eine reine sprachliche Beliebigkeit macht letztendlich nicht nur die Kommunikation, sondern letztendlich die gesamte Krisenreaktion (oder wie auch immer man das dann konkret nennen möchte) ineffizient.


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