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Episode 57: Wird Erfahrung überbewertet? – Shownotes

Wie es mit und ohne schief gehen kann.

Eigentlich ist Erfahrung eine ganz wichtige Sache im Krisenmanagement. Es gibt aber auch Fälle, wo Erfahrungen zu einer Verringerung der Krisenfestigkeit führen: Nämlich dort, wo Führungspersonen aufgrund persönlicher Erfahrungen davon überzeugt sind, alles selbst im Griff zu haben und alles daran setzen nur ja zu vermeiden, dass ein gegenteiliger Eindruck entstehen könnte. Eine derartige „Kompetenzillusion“ kann dann massive Auswirkungen auf die gesamte Organisation, Behörde, Kommune oder das Unternehmen haben.

Es geht um Manager, CEOs oder Führungskräfte, die der Überzeugung sind, schon alles gesehen, alles erlebt zu haben. Wenn dann noch die Überzeugung dazu kommt „Ich habe alles als oberste Führungskraft im Griff, alle anderen müssen nur ihren Job machen, dann kann überhaupt nichts passieren“, dann kann es für das Krisenmanagement eng werden. Denn dann gibt es häufig kein vorbereitendes Krisenmanagement und keine Übungen mehr – das alles wäre ja Ressourcenverschwendung, wenn ohnehin alles sicher ist.

Die echten Motive für solche Einstellungen sind oft unbewusst, haben deshalb aber nicht geringere Auswirkungen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass das Üben von bestimmten Szenarien untersagt wird, damit niemand (Kunden, Partner, Wähler, …) auf die Idee kommt, dass etwas derartiges auch tatsächlich geschehen könnte. Wenn es dann doch passiert, dann sind wir rasch bei den „Blame Games“ über die ich erst neulich eine Episode gestaltet habe.

Mein persönliches Fazit: Erfahrungen sind wichtig, aber sie müssen evaluiert und reflektiert sein. Daher ist es unerlässlich, dass sich das Bewusstsein etabliert, dass sowohl reale krisenhafte Situationen als auch Übungen mittels eines professionellen After Action Reviews aufgearbeitet werden müssen.


Wenn sie Wünsche oder Anregungen haben, freue ich mich wie immer über eine Email: podcast@krisenmeisterei.at

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