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Episode 55: Blame Games: Nein, danke! – Shownotes

Aufarbeitung ja, aber bitte konstruktiv!

Nach Katastrophen und schweren disruptiven Ereignissen erlebt man sie immer wieder: Sogenannte „Blame Games“, bei denen es darum geht, Schuld vor allem bei anderen zu suchen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Unter anderem liegt es auch daran, dass im Vorfeld vielfach unsere Vollkasko-Illusion genährt wurde: Wenn wir alle alles richtig machen, dann kann eigentlich nichts passieren. Weil es für alles jemanden gibt, die oder der zuständig ist und uns vor Ungemach bewahrt.

Schwere disruptive Ereignisse wie z.B. Katastrophen führen uns dann aber immer wieder vor Augen, dass da irgendetwas nicht stimmt. Der professionelle Weg, so etwas aufzuarbeiten, wäre ein After Action Review (siehe Episode 5 dieses Podcasts: „Der Tag danach“). Nur: Wenn man das richtig macht, dann erkennt man auch, was alles „gerade noch“ gut gegangen ist. Und das ist gut so, denn nur so können wir lernen und besser werden. Denn häufig werden nur die besonders dramatischen Situationen hinterher evaluiert bzw. juristisch untersucht. Das ist aber zu wenig. Zum einen, weil entsprechende Gerichtsverfahren einfach dauern und die nächste Katastrophe schon vor dem letztinstanzlichen Urteil eintreten kann. Zum anderen deshalb, weil nicht nur einzelne Situationen, sondern das Vorgehen als Ganzes evaluiert werden soll um möglichst umfassend „Lessons learned“ zu generieren und umzusetzen.

Das hat aber einen „Haken“: Damit werden Systemfehler oder Probleme aufgezeigt, die akut keine schlimmen Auswirkungen hatten. Etwas, was viele sich gerne ersparen würden. Denn: Ist alles gut gegangen, dann können wir uns doch feiern lassen, oder? Was aber, wenn herauskommt, dass es zufällig gut gegangen ist? Dann hat man plötzlich einen riesigen Handlungsbedarf.

Da ist es doch (Achtung: Sarkasmus!) viel einfacher, Fehler bei anderen aufzuzeigen und festzuhalten, dass man selbst bei optimalem Vorgehen der anderen überhaupt kein Problem hätte.

Ja, wer sich gerne selbst betrügt und darauf wetten möchte, dass das nächste Mal wieder (zufällig) alles gut geht: Gerne.

Für alle, die disruptive Ereignisse auch in Zukunft gut überstehen möchten: After Action Review. Jetzt.


Wenn sie Wünsche oder Anregungen haben, freue ich mich wie immer über eine Email: podcast@krisenmeisterei.at

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