Episode 116: Wenn der Krisenstab ruft – und keiner kommt – Shownotes

Inhalt dieser Folge

In dieser Episode spreche ich darüber, warum ein Krisenstab (oder Krisenteam) im Ernstfall oft nicht so verfügbar ist, wie es am Papier aussieht – und warum Verfügbarkeit nicht nur „erreichbar sein“, sondern auch mental einsatzbereit sein bedeutet. Ich beleuchte typische Trugschlüsse in Organisationen und zeige, was es braucht, damit Rollen verstanden, akzeptiert und gelebt werden.

Wichtige Punkte

  • Verfügbarkeit = physisch + mental: Erreichbarkeit allein reicht nicht – es geht um das schnelle „Hineinsteigen“ in die Rolle.
  • Papier beruhigt, aber rettet nicht: Türtafeln, Namenslisten und Krisenpläne erzeugen oft Scheinsicherheit.
  • Häufige Realität: Zuständigkeiten werden im Anlassfall gesucht, diskutiert oder „mit Autorität übertüncht“.
  • Single Point of Failure: Für erfolgs- und zeitkritische Rollen braucht es mehrere trainierte Personen, nicht nur eine.
  • Drei Trugschlüsse: „Wir haben eh wen“, „wir haben schon geübt“, „wir sind flexibel“ – ohne regelmäßige Praxis bleibt das riskant.
  • Flexibilität braucht Struktur: Ohne Standards und Übung kippt Flexibilität rasch in Chaos.
  • Human Factor entscheidet: Ein Krisenstab funktioniert nur, wenn Zusammenarbeit, Kommunikation und psychologische Sicherheit real gelebt werden.
  • Structure follows content: Strukturen helfen nur, wenn sie zum Kontext und Inhalt der Organisation passen.

Zitate aus der Episode

  • „Verfügbarkeit bedeutet nicht nur physische, sondern ganz massiv auch mentale Verfügbarkeit.“
  • „Papier ist geduldig.“
  • „Ein derartiger Krisenplan … ist wie ein Wettschein: kostet viel Geld, kann viel bringen – tut es in der Regel aber nicht.“
  • „Dann sprechen wir nicht von Routine, sondern von Geschichte.“
  • „Flexibilität ohne Struktur wird rasch zum Chaos.“
  • „Structure follows content.“
  • „Pläne sind wichtig, aber der Faktor Mensch macht den Unterschied zwischen Erfolg oder Misserfolg.“

Empfohlene Maßnahmen

  • Verfügbarkeit real prüfen: Regelmäßige Checks, ob Rollenbesetzung, Alarmierungswege und Stellvertretungen tatsächlich funktionieren.
  • Redundanz einplanen: Kritische Rollen (z. B. Krisenmanager/Notfallmanager) mit mehreren qualifizierten Personen besetzen.
  • Kurze Alarmierungsübungen etablieren: Fokus auf Hochfahren bis zur ersten Lagebesprechung (statt ausschließlicher Mammutübungen).
  • Rollen klären und verankern: Aufgaben, Kompetenzen und Entscheidungsspielräume schriftlich festlegen und praktisch trainieren.
  • Akzeptanz sichern: Rollen nicht nur „kennen“, sondern persönlich annehmen: „Dafür stehe ich ein.“
  • Kommunikation unter Stress trainieren: Standards für Lagebild, Briefings, Entscheidungsfindung und Rückfragen einüben.
  • Psychologische Sicherheit stärken: Rahmen schaffen, in dem Hinweise und Ideen geäußert werden können, ohne „niedergemacht“ zu werden.
  • Regelmäßigkeit festlegen: Übungstakt statt „einmal gemacht“ – damit Routinen entstehen und nicht „Geschichte“.

 


Wenn sie Wünsche oder Anregungen haben, freue ich mich über eine E-Mail: podcast@krisenmeisterei.at.

Vielen Dank fürs Zuhören und auf Wiedermeistern bei der nächsten Folge!

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