Warum klassische Krisenpläne heute zu wenig sind
Hallo und herzlich willkommen zur 115. Folge von Krisenmeisterei. Seit meiner letzten Episode ist einige Zeit vergangen – aus gutem Grund. Spannende Projekte haben mich über drei Kontinente geführt, und ich habe am eigenen Körper erlebt, wie stark Ziele wirken können. Als ich diesen Podcast begonnen habe, war mein Ziel, mindestens 100 Folgen zu schaffen. Als die 100 erreicht waren, habe ich gemerkt: Dranzubleiben fällt danach nicht mehr so leicht wie am Anfang.
Jetzt lautet mein Ziel, zumindest 300 Folgen zu erreichen – und wieder im gewohnten Rhythmus alle zwei Wochen zu veröffentlichen. Die Pause habe ich genutzt, um ein paar Neuerungen umzusetzen: Eine neue Signation ist da, und der Podcast ist ab sofort auch auf YouTube als Video verfügbar.
Warum „neue Realität“?
Heute geht es um die sogenannte neue Realität der Krisenfähigkeit. „Neu“ ist sie eigentlich nicht – aber vieles von dem, was früher funktioniert hat, trägt heute nicht mehr automatisch zum Erfolg bei.
Traditionell bedeutete Krisenvorbereitung: für alles einen Plan zu haben. In der Praxis war das aber selten der Fall, denn Pläne für alles zu haben erfordert enorm viel Aufwand, Dokumentation und Ressourcen. Und früher war die Umwelt stabiler, die Abhängigkeiten geringer und die Mitarbeiterbindungen langfristiger. Pläne passten daher oft besser auf reale Situationen – und wenn nicht, gab es meist erfahrene Mitarbeitende, die sich zurechtfanden und rasch helfen konnten.
Was moderne Krisen verändern
Heute entstehen Krisen schneller, eskalieren schneller, wirken komplexer – schlicht, weil unsere Systeme viel stärker vernetzt sind. Gleichzeitig sind sie ein Stück weit unvorhersehbarer. Natürlich gibt es Stimmen, die sagen: „Mit guter Planung ist jede Krise vorhersehbar.“ Vielleicht stimmt das in einzelnen Fällen. Aber in der Realität fehlen vielen Organisationen die Ressourcen, alles komplett vorauszuplanen. Ein gewisses Maß an Unvorhersehbarkeit bleibt.
Und genau das macht Krisen aus: Man kann sich nicht auf ein fixes Drehbuch verlassen.
Warum reine Planorientierung nicht mehr reicht
Viele Organisationen üben ihre Pläne – und das ist gut und wichtig. Ein Plan muss getestet werden: Funktioniert er? Können wir tun, was darin steht?
Aber dabei darf es nicht bleiben.
Organisationen müssen sich auch mit Situationen konfrontieren, für die kein exakter Plan existiert, die aber realistisch eintreten könnten. Erst dann zeigt sich, ob Teams und Führungskräfte ausreichend anpassungsfähig sind.
Aus meiner Sicht stehen wir heute an einem Wendepunkt:
- Die erste Generation der Krisenmanager war stark prozessorientiert: Checkliste nehmen, Plan abarbeiten, keinen Fehler machen.
- Die nächste Generation braucht etwas anderes: den Fokus auf den Menschen.
Denn in erfolgreichen Krisenreaktionen stand nie der Plan im Zentrum – sondern die Menschen, die Entscheidungen getroffen und umgesetzt haben.
Krisenfähigkeit bedeutet: mit Unsicherheit umgehen können
Krisenfähigkeit umfasst heute vor allem eines: Wie gut Teams mit Unsicherheiten umgehen.
Es gibt Teams, die sich bei Unsicherheit in Aufgabenbeschreibungen zurückziehen: „Was ist meine Pflicht? Wofür kann ich verantwortlich gemacht werden?“ Wenn sich jeder nur an sein enges Rollenverständnis klammert, schadet das dem Gesamterfolg.
Wir brauchen eine Kultur, in der Menschen bereit sind, sich einzubringen – trotz Unsicherheit, trotz Stress.
Dafür braucht es Führung mit Haltung. Keine Peitsche, kein Durchprügeln durch Checklisten. Sondern Ruhe, Orientierung und Vertrauen.
Der Mensch entscheidet, nicht der Plan
Krisen bringen automatisch Emotionen und Stress mit sich. Führungskräfte stehen selbst unter Druck, müssen aber dennoch Stabilität vermitteln. Pläne allein reichen dafür nicht. Menschen brauchen:
- Training, um mit Stress und Unsicherheit umgehen zu können,
- Kommunikation auf Augenhöhe,
- das Gefühl, als Mensch wahrgenommen zu werden – nicht als Punkt auf einer Checkliste.
Unsere Reaktionen unter Stress folgen nicht dem, was wir einmal gelesen haben, sondern unseren Gewohnheiten. Genau deshalb braucht es Training, Übung, Erfahrung.
Warum Übungen weit über Drehbücher hinausgehen müssen
Pläne und Checklisten bleiben unser Fundament. Sie sind wertvoll, sie sind notwendig. Aber wahre Krisenfähigkeit entsteht erst durch:
- Denken,
- Kommunizieren,
- Üben.
Und zwar nicht nur das Einüben eines Plans, sondern das Trainieren der Fähigkeit, Situationen zu erfassen, unter Unsicherheit zu entscheiden und Entscheidungen so zu kommunizieren, dass das Team sie zuverlässig umsetzen kann.
Reaktionsfähigkeit bedeutet nicht, permanent hinter der Lage herzurennen. Sie bedeutet: kompetent erfassen, entscheiden, kommunizieren.
Crew Resource Management als Schlüssel
Non-Technical Skills wie das Crew Resource Management ermöglichen es, Module aus klassischen Plänen zu kombinieren und daraus maßgeschneiderte Krisenreaktionen zu entwickeln. Erfolgreich ist nicht derjenige, der die richtige Checkliste findet, sondern derjenige, der die vorhandenen Kompetenzen optimal einsetzt.
Das kann man lernen – und man muss es lernen. Nur Übungen, die genau darauf abzielen, schaffen echte Krisenfähigkeit.
Humans first
Pläne testen, Checklisten testen – ja. Aber zuerst müssen wir die Menschen stärken, die sie im Ernstfall umsetzen sollen. Führungskräfte brauchen Trainings und Werkzeuge, um Entscheidungen unter Druck treffen und vermitteln zu können. Mitarbeitende brauchen Erfahrung, um Stress und Unsicherheit bewältigen zu können.
Nur dann können Organisationen im Ernstfall aus ihrem „Schatz“ an Plänen und Modulen das Richtige wählen.
Fazit
Das war’s für heute aus der Krisenmeisterei. Wenn Sie eines aus dieser Folge mitnehmen, dann dieses: Pläne sind wichtig – aber der Faktor Mensch macht den Unterschied.
Wenn Sie sicherstellen möchten, dass Ihr Team auch unter maximalem Druck handlungsfähig bleibt, warten Sie nicht auf die Krise. Lassen Sie uns sprechen. Buchen Sie Ihr persönliches Strategiegespräch direkt über www.krisenmeisterei.at.
Und damit Sie keinen Impuls für Ihre Krisenfähigkeit verpassen, klicken Sie in Ihrer App auf „Abonnieren“ oder „Folgen“. Denken Sie daran: Der beste Zeitpunkt für Vorbereitung ist immer heute.
Vielen Dank fürs Lesen – und auf Wiedermeistern bei der nächsten Folge.
