Warum Krisen immer komplex sind und was das bedeutet.
In akuten Krisen kann man nie zu 100 Prozent vorhersagen, wie sich alle Personen und Elemente verhalten werden. Durch wiederholte Wechselwirkungen beeinflussen sie sich gegenseitig und können so auch laufend ihr Verhalten ändern – wir haben es mit Komplexität zu tun. Umso wichtiger ist es, die Bereitschaft der betroffenen Personen zur Mitwirkung und Umsetzung der geplanten Maßnahmen zu erhöhen: Letztendlich wirkt das dann auch im Sinne einer Komplexitätsreduktion. Nur: Das geht nicht auf Knopfdruck und schon gar nicht mit der oft praktizierten „Salamitaktik“. Nur mit frühzeitiger, umfassender und transparenter Risiko- und Krisenkommunikation kann man Vertrauen und Compliance von MitarbeiterInnen und Betroffenen gewinnen.
Allerdings lauern auf dem Weg dorthin einige Fallstricke im Alltag. So werden Sachverhalte oft bewusst vereinfacht dargestellt, um beispielsweise Entscheidungen rascher zu erhalten bzw. zu ermöglichen. Im Gegensatz zu einer echten Komplexitätsreduktion wird so aber nur der Anschein von geringerer oder nicht vorhandener Komplexität erweckt. Bei mangelndem Wissen und mangelnder Erfahrung von Führungskräften kann das von ihnen aber als real (fehl-)eingeschätzt werden. Das kann dann schon unter normalen Bedingungen zu krisenhaften Entwicklungen führen. Im Rahmen einer akuten Krise führt so eine Situation aber unter Umständen rasch zu einer völligen Fehleinschätzung des Führungsteams: Es werden die Ergebnisse der geplanten Maßnahmen als gegeben angenommen – und stellen sich dann so gar nicht ein. Im Gegenteil: Die tatsächliche Komplexität kann dann dazu führen, dass die vom Krisenmanagement beschlossenen Maßnahmen nicht nur nicht helfen, sondern womöglich die Situation sogar verschlimmern.
Es ist daher sehr wichtig, dass bereits im vorbereitenden Krisenmanagement Abhängigkeiten und Komplexitäten wahrgenommen und erfasst werden. Echte Komplexitätsreduktionen sollten wo immer möglich vorgenommen werden. Tatsächlich verstärken sich aktuell aber die Komplexitätsfaktoren (Stichwort Digitalisierung der Arbeitswelt). Es ist daher von sehr hoher Bedeutung, die Menschen, die vom Krisenmanagement geführt oder betroffen sind (bzw. sein werden) rechtzeitig so zu informieren, dass sie im Falle einer akuten Krise überhaupt in der Lage sind, geplante Maßnahmen mitzutragen und umzusetzen.
Weiterführende Links:
- Herbert Saurugg: „Vernetzung und Komplexität“ (externer Link)
- Erklärvideo von Harald Lesch (ZDF): „Komplex oder kompliziert – was macht den Unterschied?“ (externer Link)
Wenn sie Wünsche oder Anregungen haben, freue ich mich wie immer über eine Email: podcast@krisenmeisterei.at