Episode 51: Es ist erst dann vorbei, wenn’s vorbei ist!

Oder: Wie man auf der Zielgeraden verliert

Gerade dann, wenn eine Krise schon bewältigt scheint, schleichen sich oft Nachlässigkeiten im Krisenmanagement ein. Da werden Wirkungen von Maßnahmen als gegeben angenommen, auch wenn sie noch gar nicht eingetreten sind. Lageinformationen werden unbewusst so interpretiert, dass sie möglichst gut in die eigene Erwartungshaltung passen. Das kann gefährlich werden, denn so wird die Krisenreaktionsfähigkeit geschwächt. Gleichzeitig soll aber die Regenerationsplanung schon anlaufen. Hier ein souveränes Gleichgewicht zu finden ist wichtig. Eine Möglichkeit dazu ist es, unterschiedliche Personen bzw. Teams mit dem aktiven Krisenmanagement und mit der Regenerationsplanung zu betrauen – wobei es durchaus eine gemeinsame vorgesetzte Stelle geben kann. Oft ist dies aber aufgrund der eigenen Personalstärke nicht möglich: Dasselbe Team bzw. dieselbe Person muss beide Aspekte – akutes Krisenmanagement und Regenerationsplanung – bedienen. In diesem Fall ist es wichtig gewissenhaft und reflektiert beide Perspektiven bewusst einzunehmen und so den möglichen Wahrnehmungsverzerrungen entgegenzuwirken. Jede neue Lageinformation sollte nach zumindest drei Leitfragen evaluiert werden:

  • Was sagt das über die Auswirkung meiner bisherigen Maßnahmen aus?
  • Was sagt das über die Auswirkung des ursprünglichen Ereignisses aus?
  • Welche Auswirkungen hat das auf mein in der Regenerationsplanung entwickeltes Zukunftsbild?

Die gleichrangige Bearbeitung dieser drei Fragen hilft, einerseits die Reaktionsfähigkeit bis zuletzt aufrecht zu erhalten und andererseits ein möglichst adäquates Zukunftsbild für die Regenerationsplanung zu erstellen. Der Ausstieg aus dem aktiven Krisenmanagement erfolgt dann, wenn eingehende Lageinformationen klar belegen, dass die Wirkung des initialen disruptiven Ereignisses bewältigt wurde – vergleichbar mit dem „Brand aus“ der Feuerwehr. Je nach Situation kann bereits davor mit der Umsetzung der Regenerationsplanung begonnen werden. Aber natürlich nur, wenn dies das aktive Krisenmanagement nicht gefährdet und sichergestellt ist, dass so nicht die Wahrnehmung der aktuellen Lage verzerrt wird. Denn: „Es ist erst vorbei, wenn’s vorbei ist!“ (Aber: „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben…“).


Wenn sie Wünsche oder Anregungen haben, freue ich mich wie immer über eine Email: podcast@krisenmeisterei.at

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